Nistkasten-Kamera

Erörterung verschiedener Möglichkeiten zur Einrichtung einer Webcam

[Allgemeines] [Netbook] [Grand IP Video Server] [VIVOTEK VS3100P] [VIVOTEK VS7100] [AXIS M7001]

Allgemeines

Auf dieser Seite beschreibe ich meine Erfahrungen mit den verschiedenen Möglichkeiten, die ich bisher ausprobiert habe, um die Nistkasten-Kamera "ins Netz" zu bekommen.

Grundsätzlich existieren zwei Möglichkeiten bei der Realisierung eines Webcam-Servers:

Vor- und Nachteile eines PCs mit Webcam-Software (VisionGS, WebcamXP):
Vor- und Nachteile eines Standalone-Videoservers (jedenfalls theoretisch):

Gute Videoserver sind leider schwer zu finden. Die "billigsten" für unter 200 Euro (Grandtec, VIVOTEK) sind nach meinen Erfahrungen eigentlich nicht ernsthaft zu gebrauchen, da sie einfach nicht zuverlässig laufen, weil sie sich regelmäßig "aufhängen" und dann neu gestartet werden müssen. Aber selbst teurere "Markengerätre" wie die Video-Encoder von AXIS sind nicht frei von ernsthaften Fehlern. In der Regel handelt es sich dabei um Fehler, die durch ein Firmware-Update leicht behoben werden könnten, doch offenbar entwickeln und verkaufen die Hersteller durch die Bank weg lieber neue Geräte, als bestehende Geräte zu verbessern bzw. Fehler zu beheben - ein einziges Trauerspiel...

Hier nun (in chronologischer Reihenfolge) meine verschiedenen Versuche, die Nistkasten-Kamera online zu bringen:

Netbook als Videoserver

Webcam-Software

Eigentlich nur als ersten Test gedacht, und um nicht den "großen" PC ständig laufen lassen zu müssen, habe ich anfangs mein Ende 2008 erstandenes Aldi-Netbook (Akoya E1210) mit Intel-Atom-CPU (1,6 GHz), 1 GB RAM, 160 GB Platte, Windows XP Home und der kostenlosen Version der Webcam-Software VisionGS als Webcam-Server eingesetzt. Das von der Kamera kommende Videosignal wurde dabei über einen USB-Videoadapter digitalisiert. Bei Erkennung einer Bewegung wurde automatisch ein Schnappschuß vom Kamerabild gemacht und per FTP auf den Webserver hochgeladen.

Später, als mir kurz vor dem Flüggewerden der Meisenkinder im Mai 2011 der VIVOTEK VS3100P abgeraucht war, habe ich das Netbook noch einmal eingesetzt - diesmal allerdings mit der 60-Tage-Testversion von WebcmaXP. Hierbei hatte ich die Software ebenfalls so konfiguriert, daß bei Bewegungserkennung ein Schnappschuß auf den Webserver hochgeladen wurde, wo die Bilder in einer Galerie dargestellt wurden. Für das Live-Bild wurde das Kamerabild per HTTP direkt vom Videoserver geholt und auf der Webseite angezeigt, was schnellere Bildwiederholraten ermöglicht (ca. alle 2 Sekunden 1 Bild).

Streaming-Dienste

Bei einer ausreichend schnellen Internet-Anbindung ließe sich mit diesen Programmen natürlich auch ein MJPEG-Stream auf der Webseite anzeigen. Bei meinen mickrigen 512 kBit/s habe ich jedoch davon abgesehen. Um einem größeren Zuschauerkreis mit einem Live-Stream zu versorgen, ohne daß der eigene DSL-Upstream zusammenbricht, gäbe es noch die Möglichkeit, sich bei einem Streaming-Dienst wie z.B. Livestream oder WatchMyCam anzumelden, sich ein kleines Programm (meist nur für Windows) zu installieren und hierüber das Audio- und Videosignal der Webcam ins Internet zu streamen. Der Vorteil wäre, daß die Upload-Datenmenge unabhängig ist von der Anzahl gleichzeitiger Zuschauer. Allerdings muß man dann auch mit den Einschränkungen des Dienste-Anbieters leben (z.B. eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten und Werbung auf der Webseite, auf der das Videobild zu sehen ist). Ich habe von dieser Möglichkeit bisher keinen Gebrauch gemacht. Beispiele wären die Seiten von Harald (Livestream) und Herbert K. (WatchMyCam).

Alternativen zum Netbook

Meine Netbook-Lösung mit VisionGS oder WebcmaXP funktionierte eigentlich sehr gut (abgesehen davon, daß sich beim USB-Videograbber nur eine einzige, ungewöhnliche Auflösung von 640 x 480 einstellen ließ und zudem das Deinterlacing nicht richtig funktionierte, was bei Bewegungen im Bild zu Streifenmustern führte), jedoch ist (m)ein Netbook nicht unbedingt für einen Rund-um-die-Uhr-(neudeutsch "24/7"-)Dauereinsatz vorgesehen. Außerdem war es durch seine Lüfter- und Festplattengeräusche immer zu hören. Eine Alternative - wenn auch nicht die preisgünstigste und am einfachsten zu realisierende - wäre vielleicht ein Thin-Client oder eine lüfterfreier miniPC 215 als Basis zum Aufbau eines Videoservers auf Windows-2000- oder Linux-Basis. Allein die Hardware würde hierbei jedoch mit rund 400 Euro zu Buche schlagen, und ob es dafür überhaupt Treiber für Windows 2000 (da habe ich noch eine ungenutzte OEM-Lizenz von) oder Linux gibt, konnte mir bisher niemand sagen.

Grand IP Video Server

Den ersten Versuch, die Webcam mit einem Standalone-Videoserver zu betreiben, unternahm ich mit dem Grand IP Video Server vom Hersteller Grandtec, den es für 149 Euro bei Conrad gibt (Stand: Juni 2009). Leider war mir dies jedoch wegen der vielen Mängel und Unzulänglichkeiten dieses Gerätes nicht gelungen. Ein Problem war, daß die Dateinamen der per FTP hochgeladenen Bilder immer unterschiedlich waren (mit angehängter Uhrzeit und in Unterverzeichnissen mit dem Datum als Verzeichnisname). Hierdurch ist es nicht so ohne weiteres möglich, das jeweils aktuellste Bild zu verlinken, da sich hierfür der Dateiname ja nicht ändern dürfte. Außerdem führt dies dazu, daß früher oder später der Webspeicher vollläuft, wenn man die vielen verschiedenen Dateien nicht regelmäßig löscht. Dieses Problem hätte ich aber noch mit Hilfe eines Perl- oder PHP-Scripts irgendwie lösen können. Gravierender war dagegen die Tatsache, daß sich das Gerät nach durchschnittlich einer Stunde Betriebszeit immer wieder "aufhing", d.h. es ließ sich dann zwar noch anpingen, aber der HTTP-Zugriff und das automatische Hochladen funktionierte nicht mehr. Ich habe das Gerät daher wieder zu Conrad zurückgebracht. Hoffentlich nehmen sie es aus dem Programm, denn was soll man mit einem Gerät, das nicht funktioniert? Die Hardware scheint ja in Ordnung zu sein, aber was nützt diese mit einer schrottigen Firmware, und Firmware-Updates scheint es nicht zu geben - weder bei Conrad noch auf der Hersteller-Seite.

VIVOTEK VS3100P

Als zweiten Versuch habe ich mir dann den VIVOTEK VS3100P für knapp unter 160 Euro (Stand: Juni 2009) bestellt.



Videoserver VIVOTEK VS3100P
 

Konfiguration

Obwohl ich den VIVOTEK VS3100P nicht mehr einsetze, führe ich im Folgenden exemplarisch einige der wichtigsten Konfigurations-Einstellungen auf:

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Mängel

Der VIVOTEK VS3100P war mit 160 Euro noch einer der günstigsten auf dem Markt. Leider ist er dafür auch mit einigen Macken behaftet, die seine Verwendung einschränken bzw. umständliche Workarounds notwendig machen. Einige dieser Mängel und der "Workarounds" führe ich im Folgenden auf.

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Die Mängel des VIVOTEK VS3100P zusammengefaßt:

Das Ende des VIVOTEK VS3100P

Das Ende des VIVOTEK VS3100P kam wie so oft plötzlich und unerwartet: Im Alter von nur 2 Jahren - und ausgerechnet 1 Woche vor dem Flüggewerden der Meisenkinder im Mai 2011 - ließ sich der Server auch durch den "Videoserver-Lifeguard" nicht mehr zum Leben erwecken. Weder ein Strom-Reset noch ein Entladen des Speicher-Elkos auf der Platine des Videoservers konnten ihn wieder dazu bewegen, irgend etwas zu tun - er war und blieb tot, und Ersatz mußte her. Als temporäre Zwischenlösung, um die Meisen-Fangemeinde erstmal weiter mit Bildern versorgen zu können, hing ich zunächst wieder mein Netbook mit WebcamXP zwischen Kamera und Netz, bis die Jungmeisen nach 5 Tagen ausgeflogen waren. Nach einer Woche Sendepause ging die Nistkasten-Kamera dann rechtzeitig zum Beginn der 2. Meisenbrut 2011 wieder online - jetzt mit dem AXIS M7001 als Videoserver.

VIVOTEK VS7100

Dieses Gerät habe ich selber nie besessen oder getestet, jedoch habe ich erfahren (und dann auch aus dem PDF-Handbuch ersehen), daß es beim VS7100 nicht möglich ist, Update-Intervalle von weniger als einer Minute einzustellen. Es können nur ganzzahlige Minuten-Werte angegeben werden. Wer also z.B. alle 10 Sekunden ein aktuelles Kamerabild auf die Webseite übertragen will, ist zunächst mal in den Hintern gekniffen. Mark Kumke hat jedoch einen Workaround gefunden: "Man setzt einfach [im Konfigurationsmenü] den Digital-Input auf "niedrig" oder "low" und so meint der Server er bekommt ein Dauersignal auf dem Eingang. Im Menü kann ich für diese Ereignisse auch die Zeit bis zum nächsten Ereignis einstellen und zwar in Sekunden!"

Auch der VIVOTEK VS7100 hat laut Mark Probleme mit der Stabilität, d.h. auch dieses Modell bleibt unregelmäßig stehen und muß dann durch Unterbrechung der Stromzufuhr neu gestartet werden. Im Gegensatz zum VS3100P blinkt hier allerdings die LED weiter, so daß mein "Videoserver-Lifeguard" hier nicht funktioniert hätte.

Ich frage mich echt manchmal, was manche Firmen für einen Schrott auf den Markt schmeißen. Gerade bei Produkten, die ja eigentlich nicht für Hobby-Webcams gedacht sind, sondern für sicherheitskritische Überwachungszwecke, sollte doch Stabilität, Zuverlässigkeit und Wartungsfreiheit oberste Priorität haben...

AXIS M7001

Nachdem also der VIVOTEK VS3100P nach nur 2 Jahren Betrieb in die ewigen Servergründe eingegangen ist, mußte Ersatz her. Ich hatte tatsächlich nochmal den Aufbau eines Videoservers aus PC-Komponenten in Betracht gezogen, aber ein wirklich leises Gerät zu bauen, hätte mehrere 100 Euro und viel Zeit und Nerven gekostet, also entschied ich mich wieder für ein Fertiggerät - diesmal von einem namhaften Hersteller in der irrigen Erwartung, die Geräte wären ausgereift und hätten keine gravierenden oder nervigen Firmware-Fehler mehr. Irrtum! Aber der Reihe nach...

Entschieden habe ich mich für das kleinste und mit 249 Euro "billigste" Modell von AXIS, den M7001. Hinzu kommen noch 22,50 Euro für ein PoE-Netzteil, da der M7001 über das LAN-Kabel mit Strom versorgt wird (Power over Ethernet). Beim M7001 handelt es sich um einen 1-Kanal-Videoserver ohne Audio-Eingang. Letzten benötige ich auch nicht, da ich eh nicht vorhabe, die Gespräche meiner Nachbarn (oder meine eigenen) live ins Internet zu übertragen. Es genügt mir, wenn ich den Ton aus dem Nistkasten zu Hause am PC hören kann, wofür die Kamera zusätzlich zum Videoserver noch an der TV-Karte des PCs angeschlossen ist.



Videoserver AXIS M7001
 

Mängel

Zunächst das Wichtigste: Der M7001 scheint stabil zu laufen. Andernfalls hätte ich ihn auch gleich wieder zum Händler zurückgeschickt. Nun aber zu den Mängeln, die auch ein Markengerät hat, wie ich leider feststellen mußte.

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Die Mängel des AXIS M7001 zusammengefaßt:

Vorläufiges Fazit

Ich hätte nicht gedacht, daß selbst ein Markengerät so viele gravierende Mängel aufweist, mit denen man zwar irgendwie zurandekommt, die aber nervig sind und umständliche Workarounds erforderlich machen. Vor allem hat mich gewundert, daß dieses aktuelle Gerät, das ja auf der AXIS-Seite groß angepriesen wird, schon seit 2 Jahren kein Firmware-Update mehr erfahren hat. Die letzte Firmware-Version ist 5.02 vom 24.02.2009 und somit breits über 2 Jahre alt (Stand: 13.06.2011). Offensichtlich werden also auch AXIS-Produkte nicht mehr verbessert oder fehlerbereinigt, nachdem sie auf den Markt gekommen sind.


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