Nistkasten-Kamera
Erörterung verschiedener Möglichkeiten zur Einrichtung einer Webcam
[Allgemeines]
[Netbook]
[Grand IP Video Server]
[VIVOTEK VS3100P]
[VIVOTEK VS7100]
[AXIS M7001]
Allgemeines
Auf dieser Seite beschreibe ich meine Erfahrungen mit den verschiedenen Möglichkeiten, die ich bisher ausprobiert habe, um die Nistkasten-Kamera "ins Netz" zu bekommen.
Grundsätzlich existieren zwei Möglichkeiten bei der Realisierung eines Webcam-Servers:
- ein PC mit entsprechender Webcam-Software
- ein Standalone-Gerät (eigenständiger Videoserver)
Vor- und Nachteile eines PCs mit Webcam-Software (VisionGS, WebcamXP):
- (+) weitestgehende Freiheit bei der Auswahl der Webcam-Software und somit der "Features" des Videoservers
- (+) bessere Snapshot-Qualität (JPEG-Kompression frei wählbar, Kontrast und Helligkeit feiner einstellbar)
- (+) mehr Möglichkeiten bei der Gestaltung des im Kamerabild eingeblendeten Textes
- (–) keine "Out-of-the-box"-Lösung; das System muß von Grund auf installiert werden
- (–) evtl. höherer Stromverbrauch
- (–) evtl. Lärmquelle, falls kein lüfter- und festplattenfreier Rechner verwendet wird
- (–) wartungsaufwendiger
- (–) ggf. teurer
Vor- und Nachteile eines Standalone-Videoservers (jedenfalls theoretisch):
- (+) einfache Installation, Inbetriebnahme und Konfiguration
- (+) geringerer Stromverbrauch (wenige Watt, meist unter 10)
- (+) geräuschlos (keine Festplatte, kein Lüfter)
- (+) kein Verschleiß (da keine mechanischen, beweglichen Teile)
- (+) wartungsfrei
- (–) Unflexibilität bis hin zur Unbrauchbarkeit des gesamten Gerätes aufgrund willkürlicher und nicht zu beeinflussender Firmware-Eigenheiten
Gute Videoserver sind leider schwer zu finden. Die "billigsten" für unter 200 Euro (Grandtec, VIVOTEK) sind nach meinen Erfahrungen eigentlich nicht ernsthaft zu gebrauchen, da sie einfach nicht zuverlässig laufen, weil sie sich regelmäßig "aufhängen" und dann neu gestartet werden müssen. Aber selbst teurere "Markengerätre" wie die Video-Encoder von AXIS sind nicht frei von ernsthaften Fehlern. In der Regel handelt es sich dabei um Fehler, die durch ein Firmware-Update leicht behoben werden könnten, doch offenbar entwickeln und verkaufen die Hersteller durch die Bank weg lieber neue Geräte, als bestehende Geräte zu verbessern bzw. Fehler zu beheben - ein einziges Trauerspiel...
Hier nun (in chronologischer Reihenfolge) meine verschiedenen Versuche, die Nistkasten-Kamera online zu bringen:
Netbook als Videoserver
Webcam-Software
Eigentlich nur als ersten Test gedacht, und um nicht den "großen" PC ständig laufen lassen zu müssen, habe ich anfangs mein Ende 2008 erstandenes Aldi-Netbook (Akoya E1210) mit Intel-Atom-CPU (1,6 GHz), 1 GB RAM, 160 GB Platte, Windows XP Home und der kostenlosen Version der Webcam-Software VisionGS als Webcam-Server eingesetzt. Das von der Kamera kommende Videosignal wurde dabei über einen USB-Videoadapter digitalisiert. Bei Erkennung einer Bewegung wurde automatisch ein Schnappschuß vom Kamerabild gemacht und per FTP auf den Webserver hochgeladen.
Später, als mir kurz vor dem Flüggewerden der Meisenkinder im Mai 2011 der VIVOTEK VS3100P abgeraucht war, habe ich das Netbook noch einmal eingesetzt - diesmal allerdings mit der 60-Tage-Testversion von WebcmaXP. Hierbei hatte ich die Software ebenfalls so konfiguriert, daß bei Bewegungserkennung ein Schnappschuß auf den Webserver hochgeladen wurde, wo die Bilder in einer Galerie dargestellt wurden. Für das Live-Bild wurde das Kamerabild per HTTP direkt vom Videoserver geholt und auf der Webseite angezeigt, was schnellere Bildwiederholraten ermöglicht (ca. alle 2 Sekunden 1 Bild).
Streaming-Dienste
Bei einer ausreichend schnellen Internet-Anbindung ließe sich mit diesen Programmen natürlich auch ein MJPEG-Stream auf der Webseite anzeigen. Bei meinen mickrigen 512 kBit/s habe ich jedoch davon abgesehen. Um einem größeren Zuschauerkreis mit einem Live-Stream zu versorgen, ohne daß der eigene DSL-Upstream zusammenbricht, gäbe es noch die Möglichkeit, sich bei einem Streaming-Dienst wie z.B. Livestream oder WatchMyCam anzumelden, sich ein kleines Programm (meist nur für Windows) zu installieren und hierüber das Audio- und Videosignal der Webcam ins Internet zu streamen. Der Vorteil wäre, daß die Upload-Datenmenge unabhängig ist von der Anzahl gleichzeitiger Zuschauer. Allerdings muß man dann auch mit den Einschränkungen des Dienste-Anbieters leben (z.B. eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten und Werbung auf der Webseite, auf der das Videobild zu sehen ist). Ich habe von dieser Möglichkeit bisher keinen Gebrauch gemacht. Beispiele wären die Seiten von Harald (Livestream) und Herbert K. (WatchMyCam).
Alternativen zum Netbook
Meine Netbook-Lösung mit VisionGS oder WebcmaXP funktionierte eigentlich sehr gut (abgesehen davon, daß sich beim USB-Videograbber nur eine einzige, ungewöhnliche Auflösung von 640 x 480 einstellen ließ und zudem das Deinterlacing nicht richtig funktionierte, was bei Bewegungen im Bild zu Streifenmustern führte), jedoch ist (m)ein Netbook nicht unbedingt für einen Rund-um-die-Uhr-(neudeutsch "24/7"-)Dauereinsatz vorgesehen. Außerdem war es durch seine Lüfter- und Festplattengeräusche immer zu hören. Eine Alternative - wenn auch nicht die preisgünstigste und am einfachsten zu realisierende - wäre vielleicht ein Thin-Client oder eine lüfterfreier miniPC 215 als Basis zum Aufbau eines Videoservers auf Windows-2000- oder Linux-Basis. Allein die Hardware würde hierbei jedoch mit rund 400 Euro zu Buche schlagen, und ob es dafür überhaupt Treiber für Windows 2000 (da habe ich noch eine ungenutzte OEM-Lizenz von) oder Linux gibt, konnte mir bisher niemand sagen.
Grand IP Video Server
Den ersten Versuch, die Webcam mit einem Standalone-Videoserver zu betreiben, unternahm ich mit dem Grand IP Video Server vom Hersteller Grandtec, den es für 149 Euro bei Conrad gibt (Stand: Juni 2009). Leider war mir dies jedoch wegen der vielen Mängel und Unzulänglichkeiten dieses Gerätes nicht gelungen. Ein Problem war, daß die Dateinamen der per FTP hochgeladenen Bilder immer unterschiedlich waren (mit angehängter Uhrzeit und in Unterverzeichnissen mit dem Datum als Verzeichnisname). Hierdurch ist es nicht so ohne weiteres möglich, das jeweils aktuellste Bild zu verlinken, da sich hierfür der Dateiname ja nicht ändern dürfte. Außerdem führt dies dazu, daß früher oder später der Webspeicher vollläuft, wenn man die vielen verschiedenen Dateien nicht regelmäßig löscht. Dieses Problem hätte ich aber noch mit Hilfe eines Perl- oder PHP-Scripts irgendwie lösen können. Gravierender war dagegen die Tatsache, daß sich das Gerät nach durchschnittlich einer Stunde Betriebszeit immer wieder "aufhing", d.h. es ließ sich dann zwar noch anpingen, aber der HTTP-Zugriff und das automatische Hochladen funktionierte nicht mehr. Ich habe das Gerät daher wieder zu Conrad zurückgebracht. Hoffentlich nehmen sie es aus dem Programm, denn was soll man mit einem Gerät, das nicht funktioniert? Die Hardware scheint ja in Ordnung zu sein, aber was nützt diese mit einer schrottigen Firmware, und Firmware-Updates scheint es nicht zu geben - weder bei Conrad noch auf der Hersteller-Seite.
VIVOTEK VS3100P
Als zweiten Versuch habe ich mir dann den VIVOTEK VS3100P für knapp unter 160 Euro (Stand: Juni 2009) bestellt.
Videoserver VIVOTEK VS3100P
Konfiguration
Obwohl ich den VIVOTEK VS3100P nicht mehr einsetze, führe ich im Folgenden exemplarisch einige der wichtigsten Konfigurations-Einstellungen auf:
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1. Benutzer und Paßwörter
Unter "Security" sollte man zunächst ein Root-Paßwort vergeben, da ansonsten jeder von außen an der Konfiguration des Videoservers herumspielen könnte. Wenn Besucher von außen auf den Videostream oder das Kamerabild zugreifen können sollen, kann man zusätzliche Benutzer einrichten oder durch Setzen des entsprechenden Häkchens dem Benutzer "demo" (ohne Paßwort) lesenden Zugriff erlauben.
2. FTP-Server für automatische Bilder-Uploads
Als nächstes sollte unter "Network" ein FTP-Server konfiguriert werden, auf den die Kamerabilder in regelmäßigen Abständen - oder alternativ durch den Bewegungsmelder ausgelöst - hochgeladen werden:
Wenn es sich um den Webserver handelt, auf dem auch die Homepage liegt, dann empfehle ich, dort aus Sicherheitsgründen einen neuen FTP-Zugang anzulegen, der ausschließlich für das Hochladen der Kamerabilder verwendet wird und der nur in ein Unterverzeichnis auf dem Server schreiben darf, z.B. "/autoupload". Da bei FTP-Anmeldungen Benutzername und Paßwort unverschlüsselt "im Klartext" durch das Internet gesendet werden, könnte ansonsten ein böser Hacker den Benutzernamen und das Paßwort mitlesen und so z.B. den Server hacken. So kann er sich nur an den Kamerabildern vergreifen.
Die Länge für Benutzername und Paßwort des FTP-Servers ist auf 14 Zeichen begrenzt, was in den meisten Fällen ausreichen sollte – so zumindest wird sich der Hersteller das wohl gedacht haben. Leider beträgt der FTP-Benutzername bei meinem Webspace mindestens 15 Zeichen, daher mußte ich auf einen anderen Webserver ausweichen und das Bild quasi "Website-übergreifend" einbinden.
Der VIVOTEK VS3100P bietet zwar die Möglichkeit, zwei FTP-Server anzugeben, aber aus einem mir unverständlichen Grund benutzt er immer nur den ersten davon. Es wäre schön gewesen, wenn man die Bilder auf zwei Server gleichzeitig hochladen könnte, z.B. auf einen Webserber im Internet und zusätzlich auf den FTP-Server der Fritzbox mit angeschlossenem USB-Speicherstick. Leider spielt aber auch hier der VIVOTEK VS3100P seine Schwächen voll aus und läßt dies nicht zu. ;->
3. Bewegungserkennung
Wenn die Kamerabilder nur bei Erkennung einer Bewegung im Bild hochgeladen werden sollen, dann muß nun die Bewegungserkennung konfiguriert werden. Hierzu geht man ins Menü "Motion detection", aktiviert das obere Häkchen, legt ein Fenster an, zieht es auf die richtige Größe, gibt ihm einen Namen (hier: "alles", weil ich das Fenster maximal groß gemacht habe) und stellt die Schieberegler durch Ausprobieren so ein, daß Bewegungen von Meisenvögeln zwar noch zuverlässig erkannt werden, aber nicht gleich jede Fliege eine Bilderflut auslöst:
4. Betriebsart
Zu guter Letzt kann man noch im Konfigurationsmenü "Application" angeben, unter welchen Bedingungen Bilder automatisch per FTP hochgeladen oder bei Bedarf auch per E-Mail verschickt werden sollen. Mögliche Auslöser hierfür sind:
- Elektrische Signale an einem der beiden Alarm-Eingänge des Videoservers. Hier könnte man z.B. einen "echten" Infrarot-Bewegungsmelder oder einen elektromechanischen Kontakt anschließen.
- Die integrierte Bewegungserkennung des Videoservers, die allerdings nur auf Änderungen des Bildinhaltes reagiert, z.B. auch auf Helligkeitsänderungen, und die dementsprechend viele Fehlauslösungen produziert.
- Zeitliche Intervalle (regelmäßig alle x Sekunden).
Erst einmal sollte hier durch Setzen des Häkchens vor "All the time..." angegeben werden, daß es keine zeitliche Einschränkung geben soll. Nun kann man wählen, ob man a) einen ereignisgesteuerten (also z.B. durch Bewegungserkennung ausgelösten) Upload des aktuellen Kamerabildes durchführen möchte, oder b) einen regelmäßigen Upload alle x Sekunden. Im Fall a) hakt man "Event operation" und unter "Trigger condition" bei "Detect motion in:" das zuvor angelegte Fenster für die Bewegungserkennung an (in meinem Fall "alles") an. Im Fall b) hakt man "Sequential operation" an und gibt unter "Snapshot every" ein, alle wieviel Sekunden (z.B. 10) das aktuelle Kamerabild per FTP hochgeladen werden soll. Schließlich wählt man noch "Send snapshots by FTP" aus. Wenn man das Kamerabild unter einem unveränderlichen Namen in die Webseite einbinden möchte, sollte man auf jeden Fall das Häkchen bei "FTP put snapshots with date and time suffix" entfernen. Ohne dieses Häkchen ist das Bild unter dem immer gleichen Namen "video.jpg" erreichbar, mit Häkchen wird der Dateiname durch den aktuellen Zeitstempel erweitert (z.B. "videotrg20110304065840.jpg"), was sich nicht verlinken ließe.
Mängel
Der VIVOTEK VS3100P war mit 160 Euro noch einer der günstigsten auf dem Markt. Leider ist er dafür auch mit einigen Macken behaftet, die seine Verwendung einschränken bzw. umständliche Workarounds notwendig machen. Einige dieser Mängel und der "Workarounds" führe ich im Folgenden auf.
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FTP-Benutzername zu kurz
Beim diesem Videoserver läßt sich zwar nun einstellen, ob an die Namen der hochgeladenen Dateien ein Zeitstempel-Suffix angehängt werden soll oder nicht, jedoch hat sich nach Inbetriebnahme leider herausgestellt, daß die Länge des FTP-Benutzernamens für den Upload der Snapshots auf 14 Zeichen begrenzt ist; ich brauche jedoch mindestens 15 Zeichen, da sich bei meinem Webhoster die Benutzernamen der FTP-Accounts aus einem variablen Teil von mindestens einem Zeichen Länge und einem fixen Teil von in meinem Fall 14 Zeichen Länge zusammensetzen. Es ist also bei diesem Gerät nicht möglich, die FTP-Accountdaten meines Webspace-Providers für den automatischen Bilder-Upload einzugeben. Als Workaround blieb nur, auf einen anderen FTP-Server auszuweichen, bei dem der Benutzername nicht länger als 14 Zeichen ist. Eine neue Firmware wird es laut Support nicht mehr geben, da das Gerät "schon" 3 Jahre auf dem Markt ist und nicht mehr verbessert wird. Statt dessen wurde mir zu dem 80 Euro teureren Nachfolgemodell VS7100 geraten, das erstaunliche 64 Zeichen lange FTP-Benutzernamen unterstützt. Dieses hätte allerdings andere Einschränkungen gehabt (s.u.).
Kein Live-Stream
Eine weitere Einschränkung des VIVOTEK VS3100P betrifft die Tatsache, daß er keinen M-JPEG-Stream anbietet, sondern nur einen H.263-Stream in irgend einem propritären Format, das sich nur mittels ActiveX im Internet-Exploder unter Windoze darstellen läßt. Daher dachte ich mir, daß es doch über ein serverseitiges Perl-Script möglich sein müßte, die Einzelbilder in Form eines M-JPEG-Streams auszugeben. Bei einem M-JPEG-Stream handelt es sich schließlich um nicht viel mehr als um aneinandergereihte, einzelne JPG-Bilder, zwischen denen jeweils ein Header eingefügt wird. Das Einbinden des M-JPEG-Streams in die Webseite müßte alledings mittels Flash- oder Java-Applet erfolgen, da nur die wenigsten Browser von sich aus M-JPEG-Streams darstellen können (z.B. Firefox und Chrome). Hier ist die Auswahl an verfügbaren Applet allerdings äußerst rar - auch nach langem Suchen bin ich nur auf Cambozola gestoßen, das zwar gut funktioniert, jedoch nicht "signiert" ist, weshalb die Java-Runtime-Umgebung beim ersten Start eine unschöne, benutzerverwirrende Sicherheits-Warnmeldung anzeigt. Also nichts, was man in eine Startseite einbinden sollte. Außerdem mußte ich leider feststellen, daß mein Webspace-Provider die Laufzeit von Perl-Scripts auf 120 Sekunden begrenzt hat, d.h. der Stream würde nach max. 2 Minuten abbrechen. Somit ist serverseitiges M-JPEG-Streamimg zwar eine schöne Idee, die auch auf meinem lokalen Apache gut funktioniert, aber für die praktische Anwendung im Web leider unbrauchbar ist.
Ständige Abstürze
Doch dies waren nicht die einzigen Mängel des VIVOTEK VS3100P. Das Hauptproblem war, daß er sich - wie auch der von Grandtec - ständig "aufhing" und dann nichts mehr tat außer Strom in Wärme zu verwandeln.
Solange der Videoserver zeitgesteuert alle 10 Sekunden Bilder per FTP auf den Webserver hochlud, lief er über lange Zeit (Wochen bis Monate) weitestgehend stabil. Nur wenn die Internetverbindung unterbrochen wurde, während gerade ein FTP-Upload im Gange war, hing er sich manchmal auf und mußte dann kurz vom Strom genommen werden, damit er weitermachte. Da das nur sporadisch auftrat und ich es nicht immer sofort bemerkte, installierte ich auf dem Webserver einen alle 15 Minuten aufgerufenen cronjob, der mit Hilfe dieses Shellscripts das Alter der hochgeladenen Datei überprüfte und eine E-Mail schickte, wenn die Datei älter als 10 Minuten war.
Seit ich jedoch die Bewegunkserkennungs-Funktion aktiviert hatte, um die Bilder in eine Fotogalerie auf dem Webserver hochzuladen, hing er sich mehrmals pro Stunde auf. Aus diesem Grund griff ich erst mal zu der naheliegendsten Notlösung und schloß das Netzteil des Videoservers an eine Zeitschaltuhr an, die den Videoserver regelmäßig alle 2 Stunden für 1 Minute aus- und anschließend wieder einschaltete:
AEG-Methode: Ausschalten - Einschalten - Geht wieder!
Leider wurde durch diese "Brachialmethode" der Server auch dann neu gestartet, wenn es gar nicht nötig war; andererseits konnte es bis zu 2 Stunden dauern, bis er neu gestartet wurde, wenn er dann tatsächlich mal hing. Besser wäre daher eine "intelligente" Automatik, die den Server nur dann neu start, wenn er auch wirklich hängt. Eine Möglichkeit hierzu wäre, das Blinken der grünen "Heartbeat-LED" des Videoservers auszuwerten. Im Normalbetrieb blinkt diese LED mit 1 Hz vor sich hin; wenn der Server hängt, ist sie entweder dauerhaft an oder dauerhaft aus. Man bräuchte also bloß das Blinken auszuwerten und - wenn es ausbleibt - ein Relais anansteuern, das die Stromversorgung des Servers kurz unterbricht. Die Umsetzung dieser Methode resultierte in der Entwicklung des "Videoserver-Lifeguard".
Eine andere Idee zu einem Automatismus für Neustarts bei Hängern war, die Digital-Ein-/Ausgänge des Videoservers zu nutzen: Wenn man den Videoserver so konfigurieren würde, daß er auf eine Änderung des Eingangspegels mit dem Schalten des Relais reagiert, könnte man das mit einer kleinen Zusatzschaltung auswerten. Diese Schaltung müßte dazu alle paar Minuten den Eingang auf "H" setzen und schauen, ob der Ausgang durchschaltet. Wenn nicht, hängt der Server. Der Nachteil wäre nur, daß es dann regelmäßig klacken würde... Allerdings hat sich diese Idee ohnehin in Wohlgefallen aufgelöst, nachdem ich feststellen mußte, daß der Ausgang dach einem Impuls am Eingang zwar durchschaltet, aber dann nicht wieder zurückgesetzt wird. Es gibt zwar hierfür extra einen Punkt "Reset output" im Konfigurationsdialog "Application" (s.o.), aber leider wird das Häkchen auch nach Klick auf "Save" nicht gespeichert - noch so ein übler Firmware-Bug.
Die Mängel des VIVOTEK VS3100P zusammengefaßt:
- FTP-Benutzername darf maximal 14 Zeichen lang sein.
- JPG-Bildqualität nicht sehr gut und auch nicht einstellbar.
- Kein Live-Stream (z.B. M-JPEG) möglich; Live-Stream nur über ActiveX-Control im Internet-Explorer unter Windows.
- Anzahl hochgeladener Bilder bei Bewegungserkennung nicht konfigurierbar (pro Auslösung werden immer 3 Bilder hochgeladen).
- Unzuverlässiger Betrieb durch häufige Abstürze, die einen Neustart durch Unterbrechen der Stromversorgung erforderlich machen.
Das Ende des VIVOTEK VS3100P
Das Ende des VIVOTEK VS3100P kam wie so oft plötzlich und unerwartet: Im Alter von nur 2 Jahren - und ausgerechnet 1 Woche vor dem Flüggewerden der Meisenkinder im Mai 2011 - ließ sich der Server auch durch den "Videoserver-Lifeguard" nicht mehr zum Leben erwecken. Weder ein Strom-Reset noch ein Entladen des Speicher-Elkos auf der Platine des Videoservers konnten ihn wieder dazu bewegen, irgend etwas zu tun - er war und blieb tot, und Ersatz mußte her. Als temporäre Zwischenlösung, um die Meisen-Fangemeinde erstmal weiter mit Bildern versorgen zu können, hing ich zunächst wieder mein Netbook mit WebcamXP zwischen Kamera und Netz, bis die Jungmeisen nach 5 Tagen ausgeflogen waren. Nach einer Woche Sendepause ging die Nistkasten-Kamera dann rechtzeitig zum Beginn der 2. Meisenbrut 2011 wieder online - jetzt mit dem AXIS M7001 als Videoserver.
VIVOTEK VS7100
Dieses Gerät habe ich selber nie besessen oder getestet, jedoch habe ich erfahren (und dann auch aus dem PDF-Handbuch ersehen), daß es beim VS7100 nicht möglich ist, Update-Intervalle von weniger als einer Minute einzustellen. Es können nur ganzzahlige Minuten-Werte angegeben werden. Wer also z.B. alle 10 Sekunden ein aktuelles Kamerabild auf die Webseite übertragen will, ist zunächst mal in den Hintern gekniffen. Mark Kumke hat jedoch einen Workaround gefunden: "Man setzt einfach [im Konfigurationsmenü] den Digital-Input auf "niedrig" oder "low" und so meint der Server er bekommt ein Dauersignal auf dem Eingang. Im Menü kann ich für diese Ereignisse auch die Zeit bis zum nächsten Ereignis einstellen und zwar in Sekunden!"
Auch der VIVOTEK VS7100 hat laut Mark Probleme mit der Stabilität, d.h. auch dieses Modell bleibt unregelmäßig stehen und muß dann durch Unterbrechung der Stromzufuhr neu gestartet werden. Im Gegensatz zum VS3100P blinkt hier allerdings die LED weiter, so daß mein "Videoserver-Lifeguard" hier nicht funktioniert hätte.
Ich frage mich echt manchmal, was manche Firmen für einen Schrott auf den Markt schmeißen. Gerade bei Produkten, die ja eigentlich nicht für Hobby-Webcams gedacht sind, sondern für sicherheitskritische Überwachungszwecke, sollte doch Stabilität, Zuverlässigkeit und Wartungsfreiheit oberste Priorität haben...
AXIS M7001
Nachdem also der VIVOTEK VS3100P nach nur 2 Jahren Betrieb in die ewigen Servergründe eingegangen ist, mußte Ersatz her. Ich hatte tatsächlich nochmal den Aufbau eines Videoservers aus PC-Komponenten in Betracht gezogen, aber ein wirklich leises Gerät zu bauen, hätte mehrere 100 Euro und viel Zeit und Nerven gekostet, also entschied ich mich wieder für ein Fertiggerät - diesmal von einem namhaften Hersteller in der irrigen Erwartung, die Geräte wären ausgereift und hätten keine gravierenden oder nervigen Firmware-Fehler mehr. Irrtum! Aber der Reihe nach...
Entschieden habe ich mich für das kleinste und mit 249 Euro "billigste" Modell von AXIS, den M7001. Hinzu kommen noch 22,50 Euro für ein PoE-Netzteil, da der M7001 über das LAN-Kabel mit Strom versorgt wird (Power over Ethernet). Beim M7001 handelt es sich um einen 1-Kanal-Videoserver ohne Audio-Eingang. Letzten benötige ich auch nicht, da ich eh nicht vorhabe, die Gespräche meiner Nachbarn (oder meine eigenen) live ins Internet zu übertragen. Es genügt mir, wenn ich den Ton aus dem Nistkasten zu Hause am PC hören kann, wofür die Kamera zusätzlich zum Videoserver noch an der TV-Karte des PCs angeschlossen ist.
Videoserver AXIS M7001
Mängel
Zunächst das Wichtigste: Der M7001 scheint stabil zu laufen. Andernfalls hätte ich ihn auch gleich wieder zum Händler zurückgeschickt. Nun aber zu den Mängeln, die auch ein Markengerät hat, wie ich leider feststellen mußte.
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Flaues Bild
Das erste, was mir auffiel, nachdem ich die Kamera mit dem Videoserver verband und das Live-Bild im Browser betrachtete, waren die äußerst flauen Farben und die schwachen Kontraste, die sich über auch die Regler für Helligkeit, Kontrast und Farbe im Konfigurationsmenü nicht zufriedenstellend einstellen ließen. Beim VIVOTEK VS3100P war hier der Einstellbereich größer und man konnte ein annehmbareres Ergebnis erzielen.
Trotz Justierung von Helligkeit und Kontrast im Konfigurationsmenü des Videoservers AXIS M7001 ist das Bild farb- und kontrastarm |
Nach Anpassung von Helligkeit und Gammawert im Einstellungsmenü der Kamera (BSC 8W) ist das Bild etwas besser geworden |
Nun muß man natürlich zugestehen, daß eine Nistkasten-Kamera, die mit wenig Licht auskommen muß, kein optimales Bild liefert, aber etwas mehr "Reserve" bei den Bildkorrektur-Einstellungen des Videoservers wären schon sinnvoll gewesen. Zum Glück bietet die Kamera (BSC 8W) ebenfalls Möglichkeiten der Bildkorrektur, und nachdem ich Helligkeit und Gammawert etwas angepaßt hatte, konnte ich auch über den AXIS M7001 ein einigermaßen akzeptables Bild erzielen. Mit einfachen Kameras ohne digitalen Bildprozessor wäre das vermutlich nicht möglich gewesen.
Bildschärfe
Bei halber Bildgröße (384 x 288) ist das JPG-Standbild trotz geringer JPEG-Komprimierung unschärfer, als wenn es in voller Größe (768 x 576) ausgegeben und anschließend verkleinert wird (z.B. mit einem Grafikprogramm). Dies deutet auf einen qualitativ minderwertigen Bildskalierungs-Algorithmus des AXIS M7001 hin.
Originalbild vom Videoserver: CIF (384 × 288), Compression: 15, Größe: 20 KB |
Originalbild: 4CIF (768 × 576), Compression: 50, Größe: 31 KB, per GD::Image->copyResized verkleinert auf 384 × 288 (41 KB) |
Zur Ausgabe des Webcam-Bildes auf der Webseite verwende ich daher ein serverseitiges Perl-Script, das das vom Videoserver gelieferte Originalbild (768 × 576 Pixel) verkleinert und dann ausgibt. Das Resultat ist ein merklich detailreicheres Bild, erkennbar z.B. an den feinen Härchen des weißen Polstermaterials im Nest unten links. Außerdem fügt dieses Script noch einen eigenen Zeitstempel und einen Zuschauerzähler in das Bild ein, da mir der vom Videoserver eingeblendete Zeitstempel zu viel vom Bild überdeckt hatte und zudem oft falsch ist (s.u.). Leider ist dieser Zeitstempel nicht in den per FTP hochgeladenen Bildern für die Galerie enthalten, aber vielleicht bastle ich mir hierfür auch noch etwas (Stichwort HTTP-Upload).
Streifen im Bild
Je nach Einstellung von Kontrast und Helligkeit bei Kamera oder Videoserver erscheinen im Bild unregelmäßige, helle Streifen, die von oben nach unten laufen. Dies passiert bei beiden Kameras (Farbe und Schwarzweiß) und liegt somit nicht an den angeschlossenen Kameras, zumal dieselben Kameras an allen anderen Videogeräten (Fernseher, TV-Karte, USB-Grabber, VIVOTEK VS3100P) ein störungsfreies Bild liefern. Für mich sieht das so aus, als ob entweder die Elektronik oder irgend ein Bildbearbeitungs-Algorithmus des Videoservers zu leicht übersteuert wird.
Streifen im Bild bei zu hohe Kontrast- und Helligkeitswerten
Falsche Zeit
Nachdem man diverse Einstellungsmenüs aufgerufen hat, verstellt sich die Zeit des Videoservers immer wieder von selbst, was zur Folge hat, daß der Zeitstempel im Dateinamen des per FTP hochgeladenen Bildes und/oder der im Bild eingeblendete Zeitstempel nicht mehr stimmen. Dies passiert vor allem dann, wenn man in Einstellungsmenüs des Videoservers war, in denen ein Live-Bild angezeigt wird (z.B. "Video > Camera Settings"). Nachdem die Videoserver-Zeit über das entsprechende Konfigurationsmenü ("Basic Setup > Date & Time > New Server Time") korrigiert wurde, sollte der Server sofort neu gestartet werden, da jede Verzögerung zu einer Zeitabweichung führt und dann die Zeitstempel im Bild und im Dateinamen falsch sind!
HTTP-Fehler 503
Es ist kein gleichzeitiger Zugriff auf das Einzelbild (JPG) und das Live-Bild möglich - dies führt zu einem HTTP-Error "503 Service Unavailable - The maximum number of clients are already connected", der einem zu vermitteln versucht, daß die "maximale Anzahl" von Verbindungen erreicht wurde (ich wußte gar nicht, daß ein Videoserver überhaupt solche Beschränkungen haben muß - bei WebcamXP etc. kann man sich beliebig oft connecten).
Hier kommt niemand mehr rein!
Dieser Fehler tritt auch schon dann auf, wenn man einfach nur in das Konfigurationsmenü des Videoservers geht und eine Seite aufruft, auf der ein Live-Bild dargestellt wird. Aber er trat auch schon auf, nachdem einfach nur in "Video Stream Settings" der Wert "Compression" von 15 auf 10 geändert wurde und anschließend der Button "Save" betätigt wurde. Während der Fehler auftritt, wird auch kein Kamerabild auf der Webseite angezeigt. Das Ärgerliche ist, daß der Fehler nicht wieder von selbst verschwindet, nachdem man den Browser beendet und somit die zusätzliche Verbindung zum Videoserver getrennt hat, sondern daß dazu i.d.R. der Videoserver neu gestartet werden muß. Nach dem Restart stimmt dann oft die Uhrzeit wieder nicht und muß neu gesetzt werden (s.o.).
Die Mängel des AXIS M7001 zusammengefaßt:
- Einstellmöglichkeiten für Helligkeit, Kontrast und Farbe unzureichend, dadurch flaues Bild.
- Mangelnde Bildschärfe des JPG-Einzelbildes bei halber Bildgröße (384 x 288) trotz geringer JPEG-Komprimierung.
- Störstreifen im Bild je nach Einstellung von Kontrast und Helligkeit bei Kamera oder Videoserver.
- Server-Zeit verstellt sich von selbst; dadurch falsche Zeitstempel im Bild und im Dateinamen.
- Sporadisch kein Zugriff auf das Kamerabild möglich (HTTP-Fehler: 503 Service Unavailable).
Vorläufiges Fazit
Ich hätte nicht gedacht, daß selbst ein Markengerät so viele gravierende Mängel aufweist, mit denen man zwar irgendwie zurandekommt, die aber nervig sind und umständliche Workarounds erforderlich machen. Vor allem hat mich gewundert, daß dieses aktuelle Gerät, das ja auf der AXIS-Seite groß angepriesen wird, schon seit 2 Jahren kein Firmware-Update mehr erfahren hat. Die letzte Firmware-Version ist 5.02 vom 24.02.2009 und somit breits über 2 Jahre alt (Stand: 13.06.2011). Offensichtlich werden also auch AXIS-Produkte nicht mehr verbessert oder fehlerbereinigt, nachdem sie auf den Markt gekommen sind.
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