[Einleitung] [Night/Day-Modus "Auto"] [Night/Day-Modus "Color"] [Fazit] [Testaufbau]
Ich bestellte die Mini-Kamera BSC 8W vor etwa 1/2 Jahr, um sie in einen Meisen-Nistkasten einzubauen. Seit nunmehr 6 Jahren verwende ich hierfür eine einfache Schwarzweiß-Platinenkamera, die ohne Probleme läuft. Mehrere Versuche mit Farbkameras gingen leider in die Hose, da die Kameras immer irgendwelche Mängel hatten. Auch die BSC 8W reihte sich nahtlos in diese Serie ein: Die dreipolige Stiftleiste hatte einen Wackler, so daß die Kamera nur funktionierte, wenn man den Stecker mit dem Kabel für Strom+Video fest zur Seite drückte. Frustriert schmiß ich das Ding wieder in den Karton und wollte es nach Reichelt zurücksenden, vergaß dies jedoch - vermutlich verdrängte ich es...
Heute sah ich mir das Ganze nochmal an - ich schraubte den Deckel auf der Rückseite ab und auch die Platine mit der Elektronik und dem Sensor und entdeckte mit einer 10-fach-Lupe, daß die Stifte der Stiftleiste "kalte Lötstellen" aufwiesen. Bei einer war sogar die Leiterbahn etwas angehoben (wahrscheinlich von meiner Drückerei). Viel kaputtmachen kann man da ja eh nicht mehr, dachte ich mir, und griff zum Lötkolben, auch wenn ich Zweifel hatte, ob ich die nötige Feinmotorik besaß, um Kontakte, die nur ca. 1,25 mm auseinanderlagen, nachzulöten. Aber es schien geklappt zu haben - bisher trat kein Aussetzer mehr auf.
Der CCD-Sensor ist zwar von SONY, die Kamera selbst jedoch made in Korea und die Verarbeitungsqualität dementsprechend. Das Gehäuse besteht zwar aus Metall, der beigelegte Metallwinkel zur Befestigung der Kamera ist jedoch ein Witz. Nicht nur, daß die Gewinde im Kameragehäuse zur Befestigung des Winkels vollkommen schief sind, es ist auch alles eine zeimlich wacklige, unstabile Angelegenheit. Mit dieser Vorrichtung ist es jedenfalls nicht möglich, die Kamera in einer Position zu fixieren, da sie sich trotz angezogener Schrauben sehr leicht bewegen (neigen) läßt. Da muß man sich wohl selbst etwas überlegen. Des weiteren ist das Kameragehäuse nicht staubdicht (auf der Vorderseite befindet sich sogar ein kleines Loch - weiß der Geier wofür!) und der Sensor somit direkt dem Staub ausgesetzt. Hier müßte man ebenfalls noch Hand anlegen, um das Gehäuse dicht zu bekommen.
Die Hauptfrage ist jedoch, ob sich die Kamera mit all ihren tollen Features für den Einbau in einen Nistkasten eignet. Die bisher ausprobierten Farbkameras hatten - abgesehen von ihren übrigen Macken - alle immer ein sehr flaues Bild, fast ohne Farben, vielleicht weil die übereifrige Weißabgleichs-Automatik die Farben bei den schlechten Licht- und Kontrastverhältnissen im Nistkasten immer etwas zu stark neutralisierte. Um die BSC 8W hinsichtlich Lichtempfindlichkeit und Farbwiedergabe einem ersten Test zu unterziehen, baute ich sie in einen alten Nistkasten ein. Der genaue Testaufbau ist weiter unten zu sehen. Die gezeigten Screenshots sind "Bildschirmfotos" im herkömmlichen Sinne: Ich habe sie einfach vom TV abfotografiert...
Es wurde keine zusätzliche Lichtquelle verwendet; das einzige Licht (mäßiges Tageslicht) fiel durch das Loch und die Ritzen im Nistkasten (letztere waren mir bisher noch gar nicht aufgefallen). Das Objektiv war auf Weitwinkel eingestellt (3,5 mm). Alle anderen Kamera-Einstellungen bis auf die Schärfe (die hatte ich ganz zurückgeregelt) waren auf Standard. Standardmäßig ist der "Tag/Nacht-Modus" aktiviert, d.h. bei zu wenig Licht schaltet die Kamera um auf Schwarzweiß, wo sie angeblich mit noch weniger Licht auskommt. Einen wirklichen Unterschied konnte ich hierbei jedoch subjektiv nicht feststellen - bei sehr wenig Licht war sowohl das Farb- als auch das S/W-Bild stark verrauscht. Bei dem Tag/Nacht-Modus gab es außerdem das Problem, daß die Kamera nicht wieder auf Farbe zurückschaltete, wenn es wieder heller wurde. Vielleicht wurde es in dem dunklen Nistkasten ja nicht hell genug. Leider kann man aber die Schwellen, bei denen diese Umschaltung stattfindet, nicht einstellen. Deshalb habe ich den Modus bei einer zweiten Testreihe deaktiviert. Hier nun die Ergebnisse beider Testreihen:
Einflugloch nicht abgedeckt.
Einflugloch zur Hälfte abgedeckt.
Einflugloch zu 3/4 abgedeckt.
Einflugloch weiter abgedeckt. Die Kamera hat auf Schwarzweiß umgeschaltet.
Einflugloch noch weiter abgedeckt. Das Bild beginnt zu rauschen.
Einflugloch noch weiter abgedeckt. Das Rauschen wird stärker.
Einflugloch fast ganz abgedeckt. Kaum noch etwas zu erkennen.
Einflugloch komplett abgedeckt. Fast nichts mehr zu erkennen. Aber immerhin - fast ohne Licht...
Einflugloch nicht mehr abgedeckt. Die Kamera schaltet nicht zurück auf Farbe.
Einflugloch nicht abgedeckt.
Einflugloch zur Hälfte abgedeckt.
Einflugloch zu 3/4 abgedeckt.
Einflugloch weiter abgedeckt. Die Farbe bleibt, wenn auch etwas blasser.
Einflugloch noch weiter abgedeckt. Das Bild beginnt zu rauschen.
Einflugloch fast ganz abgedeckt. Kaum noch etwas zu erkennen.
Einflugloch komplett abgedeckt. Fast nichts mehr zu erkennen. Aber immerhin - fast ohne Licht...
Nach Entfernen der Abdeckung war das Bild weiterhin farbig.
Im Test waren die Farben zufriedenstellend; die Frage ist nur, wie das Ergebnis unter Realbedingungen ausfällt. Die Lichtempfindlichkeit scheint ausreichend zu sein, um tagsüber ohne Zusatzbeleuchtung oder "Oberlichter" aus Plexiglas Farbaufnahmen zu machen. Für Dunkelaufnahmen wird man zusätzlich eine S/W-Kamera mit Zusatz-Infrarotbeleuchtung einbauen müssen. Ob Infrarotlicht das Bild der Farbkamera negativ beeinflußt und daher abschaltbar gemacht werden muß (manuell oder helligkeitsgesteuert), bleibt auszuprobieren. Wenn ich das beschichtete Glasscheibchen vor dem Sensor richtig interpretiere, handelt es sich hierbei um ein IR-Filter, so daß das IR-Licht vielleicht nicht stört. Die Schärfe war OK, allerdings treten trotz ganz zurückgeregelter Nachschärfung pixelige/stufige Artefakte auf, was aber vielleicht nur am 32"-TV-Bildschirm auffällt, wenn man genau hinsieht. Bei wenig Licht waren zudem im Bild zusätzlich zum Rauschen einige deutliche "Hotpixel" zu sehen.
Die Aufnahmen entstanden am 27.11.2010 gegen 13:45 Uhr. Draußen lag Schnee, der Himmel war etwas diesig, es kam jedoch etwas Sonne durch.
Der Nistkasten steht auf einem Tisch, ca. 0,7 m vom Fenster entfernt.
Das Fenster ist nach Westen gerichtet und ca. 1,60 zurückgesetzt.
Der Himmel war "milchig", aber es kam etwas Sonne durch.
Die Kamera wurde provisorisch am Dach des Nistkastens befestigt.
Als Testobjekte dienten zerknüllte Seiten eines bunten Reklameprospekts.
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