Nistkasten-Kamera

Tagebuch


Montag, 9. Mai 2005

Es hatte die Nacht hindurch bis morgens um ca. 10 Uhr geregnet. Mein Außenthermometer zeigte zwar knapp 10 °C an, aber das galt wohl nur in der Nähe des Hauses - wetter.com zufolge waren es aktuell gerade mal 5 °C.

Die Meisenmutter saß morgens im Nistkasten auf ihren zwei Küken und flog zwischendurch immer wieder raus, um nach etwas Freßbarem zu suchen. Meistens kam sie jedoch mit leerem Schnabel wieder und stocherte ihren bettelnden Jungen dann hilflos und scheinbar verlegen im Schlund herum, fast als wollte sie sagen "Tut mit leid, Kinder, ich hab' nix...". Nur ab und zu fand sie irgend ein winziges Bröckchen, das sie einem der Beiden zuteilte. Anscheinend hatten sich die Insekten bei dem Regen und der Kälte alle verkrochen.

Im WWW hatte ich einige informative Seiten zum Thema Fütterung und Aufzucht von Jungvögeln gefunden, z.B. www.vogelrettung.de und www.wildvogelhilfe.org. Abends nach "Dienstschluß" hatte ich dann versucht, entsprechendes Aufzuchtfutter in München zu bekommen, fand jedoch auf die Schnelle nur "Beo-Weichfutter" von "claus". Darin sind zwar auch einige Insekten enthalten, aber leider auch Beeren, Nüsse, Obst, Fleisch und Honig. Ich habe ein paar der Insekten heraussortiert und in eine Tasse getan und diese am Abend dort hingestellt, wo früher das Winterfutter stand, in der Hoffnung, daß die Meise es entdeckt. (Mittlerweile schien übrigens sogar die Sonne wieder.)

Per Nistkasten-Kamera konnte ich sehen, daß die Meise wieder im Nest hockte. Um sie zu locken, spielte ich ihr ihre eigene Stimme vor, die ich einige Tage zuvor aufgenommen hatte. Sie reagierte sofort darauf, indem sie antwortete und herausfolg in den Baum und weiter nach dem vermeintlichen Artgenossen rief - anscheinend hoffte sie immer noch, daß das Männchen wiederkommen würde... Sie kam dann kurze Zeit später wieder ins Nest zurück mit ein wenig Futter - allerdings nicht das von mir angebotene. Irgendwie hatte ich den Eindruck, als ob sie inzwischen ein bißchen demotiviert war, denn wie man sah, wäre sie ja durchaus in der Lage gewesen, selbst Futter zu finden.

Während die Meise draußen war, konnte ich sehen, daß leider eins der beiden noch lebenden Küken den Tag nicht überlebt hatte - es lag tot im Nest, und die Mutter hatte es noch nicht einmal beiseitegeschafft; das lebende Küken turnte "munter" auf seinem toten Geschwisterchen herum. Wenn es dort liegenbleibt und anfängt zu verwesen, dann ist das der Gesundheit des Überlebenden sicherlich nicht gerade zuträglich. Den Nistkasten zu öffnen, während die Mutter in der Nähe ist, wollte ich dagegen auch nicht unbedingt. Es sieht also nicht gut aus - ich denke, daß auch das letzte Küken nicht mehr lange überleben wird.

Schade, ich hätte mir so eine Meisenbrut "problemloser" vorgestellt. Vielleicht wäre es ja besser verlaufen, wenn das Männchen nicht verschwunden wäre und die Eltern zu zweit gefüttert hätten. Vielleicht hätte es die Mutter bei optimalen Wetterbedingungen auch alleine geschafft, aber die Temperaturen waren seit Anfang Mai - also seit dem Schlüpfen der Jungen - kontinuierlich gefallen, und es gab kaum mal einen Tag ohne Regen. Während also der Futterbedarf der Jungen stieg, wurde das Nahrungsangebot immer geringer.



Temperaturverlauf seit 1. Mai
 



Niederschlag in mm seit 24. April
 


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