Während der Nacht war weitestgehend "Ruhe im Karton", d.h. es wurde nicht mehr am laufenden Band gefiepst; auch dann nicht, wenn sich die Meisenmutter bewegte oder ihr Gefieder ausschüttelte.
Heute früh gegen 6 Uhr ist dann "Küken Nr. 6" dazugekommen. Den "Schlüpfvorgang" selbst konnte man nicht richtig sehen, weil zu der Zeit das Weibchen auf dem Nest saß. Man konnte nur etwas knistern hören, dann "fummelte" das Weibchen mit dem Schnabel unter sich im Nest herum. Die Eierschalen wurden gleich nach dem Schlüpfen entsorgt:
6:03 Uhr: Das Weibchen entsorgt die Eierschalen
des soeben geschlüpften Kükens
11:02 Uhr: 6 offene Schnäbel, dahinter 6 "Schwarze Löcher" ;-)
Interessant zu beobachten ist auch die Futterzuteilung: Das mitgebrachte Futter wird nicht einfach in den erstbesten Schnabel gestopft, sondern die Meisin scheint vorher zu überlegen, wer es am besten gebrauchen könnte. Dabei wird dann auch schonmal ein Küken angestubst oder durch "Schimpfen" aufgeweckt, das gerade kein Interesse an der Nahrung zeigt. Und wenn die Meisin merkt, daß ein mitgebrachter Brocken zu groß für einen Schlund war, pickt sie ihn wieder heraus und gibt ihn einem anderen. Auch verschwendet wird nichts: Was versehentlich im Nest gelandet ist, wird wieder aufgepickt.
Futterzuteilung
Um 14:21 hat es dann nochmal "geknistert", und Küken Nr. 7 war da:
14:21 Uhr: Müllabfuhr
14:22 Uhr: Gerade mal 2 cm mißt der Winzling.
Die andere Eierschalenhälfte liegt noch im Nest.
Im Nest herrscht jetzt ein solches "Gewusel", daß man kaum in der Lage ist, die genaue Anzahl der Küken zu bestimmen. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes "drunter und drüber", und alles purzelt ständig durcheinander. Das Fiepsen ist allerdings so leise, daß es von außen, wenn man direkt neben dem Nistkasten steht, kaum zu hören ist. Als ich einmal mein Ohr in die Nähe des Nistkastens hielt, kam gerade die Mutter von einer Besorgungstour zurück und sah mich. Sie reagierte aber nicht ängstlich oder aufgeregt, sondern wartete ruhig im Baum, bis ich verschwunden war, und flog dann in den Nistkasten hinein.
Ups, falsche Tür... ;-)
Das Männchen ist bis heute nicht wieder aufgetaucht, so daß davon auszugehen ist, daß die siebenfache Meisenmutter ihren Nachwuchs alleine wird aufziehen müssen. Momentan scheint es ihr auch keine Probleme zu bereiten; ob sie jedoch den Bedarf an Futter auch noch decken kann, wenn die Küken größer (und hungriger) sind oder das Wetter wieder schlechter wird (heute sind es ca. 23°C bei Sonne und Teilbewölkung), bleibt abzuwarten und zu hoffen. Irgendwo habe ich mal gelesen, daß es ein Meisenmännchen geschafft hat, eine Brut alleine großzuziehen, nachdem das Weibchen verunglückt war. Zwar bekamen die Kleinen nur noch die Hälfte zu fressen, aber es war wohl noch genug.
Zu der Frage gestern, ob sich das Männchen vielleicht ein anderes Weibchen gesucht haben könnte, antwortete mir ein Leser dieser Seiten: "[das] halte ich für unwahrscheinlich. Soweit ich das verstehe, haben die Männchen ihre Reviere und die Weibchen suchen sich aus, bei welchem Männchen/in wessen Revier sie brüten wollen. - Kannst Du denn in der Umgebung auch gar keinen Reviergesang einer Kohlmeise mehr hören?"
Dazu ist zu sagen, daß in der Umgebung ständig Reviergesang und die Rufe anderer Kohlmeisen zu hören sind. Gestern abend kam sogar mal ein Kohlmeisenmännchen in den Baum vor dem Balkon geflogen und hat "gerufen", jedoch ohne daß das Weibchen darauf reagiert hätte. Was könnte das bedeuten? Hat ein anderes Männchen das "freigewordene" Revier übernommen, und verhält sich das Weibchen absichtlich deshalb so ruhig, um nicht die Futterversorgung für den Nachwuchs zu gefährden?
Die stolze (gestreßte?) Mutter
vor ihrer nächsten Besorgungstour
(Info zum Foto)
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