Seltsamer Eiszapfen in der Vogeltränke

Eines Samstagvormittags entdeckte ich in einem als Vogeltränke dienenden Pflanzen-Untersetzer auf meinem Balkon einen seltsamen, etwas mehr als 70 mm langen Eiszapfen, der schräg nach oben aus dem Wasser herauszuwachsen schien:



Nach oben wachsender Eiszapfen - eine Gravitationsanomalie? ;-)
 

Welches physikalische Phänomen könnte wohl dahinter stecken, fragte ich mich... In der Nacht hatte es gefroren, und zum Zeitpunkt der Aufnahme lag die Temperatur einige Grad über 0 - mit steigender Tendenz. Zuerst überlegte ich, ob vielleicht von oben aus dem Stutzen des Geländers des Balkons über mir Schmelzwasser in die Schale darunter getropft sein könnte, wodurch sich allmählich dieser "Stalagmit" aufgebaut haben könnte.



Könnten Wassertropfen von oben die Ursache sein?
 

Doch plausibel erschien mir diese Erklärung nicht, und so setzte ich diese Frage als "Rätselfrage" in ein Diskussionsforum. Dort brachte mich schließlich Ines auf die richtige Spur: Demnach kommt dieses auch unter dem Namen "Ice Spike" ("Eisnadel" - was für eine sinnige Bezeichnung...) bekannte Phänomen wohl dadurch zustande, daß das Wasser zuerst an der Oberfläche vom äußeren Rand des Gefäßes her nach innen zu frieren beginnt, bis nur noch ein kleines eisfreies Loch in der Mitte der Oberfläche übrig ist. Da sich Wasser während des Gefriervorgangs aufgrund seiner Dichteanomalie ausdehnt, tritt es in noch flüssiger Form aus dem Loch aus und gefriert dann außen, wo es einen "Krater" bildet, der immer höher wächst. In dem Bild von dem Eiszapfen ist auch deutlich ein "Kanal" zu sehen, durch den das Wasser nach oben aus der Spitze des Zapfens herausgedrückt wurde (wie bei einer hohlen Spritzen-Nadel).



Das allmählich gefrierende Wasser dehnt sich aus
 

Ice Spikes sollen eigentlich vorwiegend bei destilliertem Wasser vorkommen und nur selten bei normalem Leitungswasser, das sich auch in der Vogeltränke befand. Untersuchungen zufolge hängt dies mit dem Mineralsalzgehalt zusammen, der möglichst gering sein muß. Offenbar handelt es sich bei dem Haarer Leitungswasser also nicht gerade um Mineralwasser...

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